Von Hamburg nach Leibnitz mit dem Rennrad (07.08.-13.08.2022)
Eine Rennradfernfahrt der anderen Art: Dieses mal wurde nicht in die Ferne geradelt, sondern von Hamburg in Richtung Heimat, und auch auf ein Begleitfahrzeug oder sonstige Unterstützung wurde verzichtet.
Der Obmann des URC Leibnitz Gerhard Mathy hatte seit Jahren eine Radfernfahrt von Hamburg nach Leibnitz geplant, doch es kam bisher nie zustande. Nun fand er in Peter und Petra Neuhold zwei Tourenbegleiter und das Abenteuer konnte endlich starten:
Die Anreise nach Hamburg erfolgte per Auto zusammen mit Gerhards Partnerin Heidi und dauerte über elf Stunden. Endlich in Hamburg angekommen, nahmen wir uns natürlich am ersten Tag die Zeit für einen ausgedehnten Stadtbummel. Besucht wurden die Altstadt und die Speicherstadt, sowie das Promi-Viertel, wo bescheidene Häuser, wie die von Lagerfeld und Co, Nachbarn von Obdachlosen, welche unter Brücken ihre Bleibe haben, sind. Berühmte Gebäude wie die Elbphilharmonie durften auf dem Rundgang natürlich auch nicht fehlen. Wir streiften die Reeperbahn und St. Pauli, durchquerten die Elbe zu Fuß (natürlich im alten Tunnel) und genossen die Aussicht aus der U-Bahn, die ironischer über der Erde fährt und eine tolle Sicht auf die Stadt bietet. Die S-Bahn ließen wir aus, da diese unterirdisch fährt...
Am Sonntag war es endlich soweit, wir verabschiedeten uns von Hamburg und Heidi und starteten bei wärmendem Sonnenschein und blauem Himmel. Dank unsrer GARMIN-Geräte fanden wir rasch aus Hamburg heraus und auch die richtige Straße zur Elbefähre. Auf gutem Straßenbelag rollten wir Richtung Gifhorn unserem ersten Etappenziel. Anfangs noch verkehrsreich wurde es allmählich ruhiger und es ging mit reichlich Gegenwind auf leicht welligen Straßen an riesigen Äckern mit Kartoffeln, Zwiebeln und Getreide vorbei. Bei einem Boxenstopp beim Griechen füllten wir unsere Tanks wieder auf und radelten weiter nach Gifhorn, unserem Tagesziel. Um auch an diesem Tag etwas Kultur abzubekommen, sahen wir uns noch die Altstadt und das Mühlen-Museum an. Übrigens das Abendessen gab es beim Italiener.
Am nächsten Morgen hieß unser nächstes Ziel Bad Frankenhausen. Dieser Tag gestaltete sich zu Beginn mit viel Verkehr und gefühlt tausend roten Ampeln etwas zäh. Zum Glück wurde es bald ruhiger, so dass wir dann entspannt und ungebremst dahin rollen konnten. Wieder prägten riesengroße Äcker mit Getreide und Zuckerrüben das Bild. Nach ca. 60 Kilometern erhob sich der erste „Berg“ mit 800 Höhenmetern vor uns und das Gelände wurde zunehmend hügeliger. Die Straße führte durch einen großen Wald im Harz, doch leider war davon nicht mehr viel übrig und es bot sich uns ein trauriger Anblick: Auf einer Länge von ca. 40 Kilometern und so weit das Auge links und rechts reichte, standen lediglich dürre Baumruinen da, denn hier hatte der Borkenkäfer in den Monokulturen voll zugeschlagen. Ein erschreckendes Bild, das sich einbrennt. Ablenkung bot zum Glück eine super Abfahrt auf gutem Straßenbelag, auf dem wir die letzten Kilometer nach Bad Frankenhausen rollten.
Am Dienstag genossen wir wieder blauen Himmel, sowie angenehme Temperaturen. Jedoch wurden wir den uns begleitenden Gegenwind einfach nicht los. Das Landschaftsbild blieb weiterhin von Äckern und toten Wäldern geprägt. Als es zunehmend hügeliger wurde, und sich die Natur wieder blicken lies, stieg ein kleines Heimatgefühl auf, denn die Gegend erinnerte an die Oststeiermark. Das Highlight des Tages war eine längere Abfahrt, welche bei einer Talsperre endete. So kam es, dass wir eine Fähre benutzen durften, um an das andere Ufer zu gelangen. Natürlich ging es auf der anderen Seite wieder 300 Höhenmeter bergauf, aber das immerhin in herrlicher Landschaft.
Unser Quartier befand sich diesmal in Wurzbach bei einer Glasmanufaktur mit einem kleinen aber sehr feinen Hotel. Die Besitzer, zwei Brüder welche Glaskünstler sind, waren sehr um unser Wohl
bemüht, so dass es uns an nichts fehlte.
Wie gewohnt mit Sonnenschein und Gegenwind starteten wir am nächsten Morgen. Die Äcker wurden kleiner, die Landschaft buckeliger und ein ständiges Auf und Ab sollte den Tag bestimmen. Um die Mittagszeit fanden wir in einem kleinen Ort einen Metzger mit Gasthaus, so konnten wir unsere Speicher wieder auffüllen. Da die Gasthäuser bisher sehr dünn gesät waren, war dies ein richtiger Glückstreffer. So erreichten wir nach 170 Kilometern mit 2100 Höhenmeter unser Tagesziel in Schwandorf, wo wir auf einer Terrasse mit super Ausblick die bayrische Küche genossen.
Ebenfalls genossen wurden am nächsten Tag die bayrischen Straßen, mit idealem Asphalt für Rennräder, sowie der gesunde Wald, der in Kombination mit dem schönen Wetter fast schon kitschig wirkte. Die Route führte nach Straubing, wo wir in der schönen Altstadt eine Rast einlegen. Weiter auf verkehrsreicher Straße ging es nach Vilshofen, von da an konnten wir wieder auf ruhigen Nebenstraßen unser Etappenziel Schärding ansteuern.
Beim Start in Schärding am Freitag bezauberte das Wetter wie alle Tage zuvor. Wir radelten zuerst auf etwas stark befahrener Straße Richtung Wels und kamen zu ruhigen Seitenstraßen, auf denen wir unser Zwischenziel schnell erreichten und von wo aus es dann in die Hügel ging. Wir rollten vorbei an Kremsmünster nach Kirchbach, einem netten kleinen Ort, der uns nach 95 Kilometern die wohlverdiente Pause einbrachte. Gestärkt und mit guter Laune rollten wir, bei starkem Gegenwind Richtung Rottenmann, unserem heutigen Etappenziel. Kurz vorm Phyrnpass versteckte sich die Sonne und es wurde etwas feucht, aber der Spuk war nach 10 Kilometern wieder vorbei, so dass wir die Passstraße trocken erklimmen konnten. In Liezen erwartete uns bereits wieder Sonnenschein.
Am siebenten Tag und somit der letzten Etappe war der Himmel in der Früh noch frei von Wolken. Je näher wir aber dem Ziel kamen, desto mehr zog es zu. Hatte es beim Start noch annehmbare 12 Grad, kühlte es am Schoberpass auf frische 6 Grad ab. Aber der Wind war diesmal auf unserer Seite, so konnten wir mit ordentlichem Tempo in Richtung Heimat brausen.
In Frohnleiten am Hauptplatz wurde ein Boxenstopp eingelegt, um unseren Elektrolyt-Haushalt aufzufüllen. Gestärkt rollten wir die letzten Kilometer durch Graz Richtung Leibnitz. Ab Graz hatte der Gegenwind wieder das Sagen und zu allem Überfluss begann es ab Kalsdorf zu regnen. Die letzten paar Kilometer wurden wir zwar nass, aber die Freude überwog: Wir hatten das Ziel gesund und mit eigener Kraft erreicht! Die 1.142 Kilometer mit 10.238 Höhenmetern wurden unfallfrei und ohne eine einzige Panne in 7 Tagen zurückgelegt.
Abschließend sei Gerhard Mathy für das Ausarbeiten der Strecke und das Organisieren der Unterkünfte gedankt. Ein Dank gilt auch der „Lokomotive“ Peter Neuhold für das viele Fahren an der Spitze im Gegenwind. Auch wenn man oft das Gefühl hatte, man sitze bei offenen Fenstern im Zug und man sich nicht vor dem Wind verstecken konnte, war es trotzdem eine große Hilfe bei dieser Fahrt.
Erstellt von: Petra Neuhold